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  • AutorenbildUrsula Wohlrab

Alles Sch...e, deine Uschi!

Aktualisiert: 18. Sept. 2023

Heute ist ein Tag, an dem mal wieder gar nichts geht. Es ist Mittag, ich bin weder angezogen, trage also noch mein Schlafgewand, noch war ich in der Lage mich zu waschen. Immerhin habe ich es vom Bett auf die Couch ins Wohnzimmer geschafft. In Etappen, mit Stock und innerlichem Gefluche, aber es ging.


Wie sich jedoch herausstellt, war dies ein großer Fehler: Mein Darm macht sich bemerkbar und der Weg vom Wohnzimmer ins Bad ist doppelt so lang. Wer das Thema Reizdarm kennt, weiß, es kann zu Spontanentleerungen kommen. Glücklicherweise kündigt sich dies bei mir kurz vorher an. Normalerweise reicht das um loszustürmen, doch heute stürmt außer meinen Schmerzen nichts. Der Darm meint es gut mit mir und gibt mir mit heftigen Krämpfen ein weiteres Signal seiner Bedürfnisse. Gut gemeint, schlecht gemacht, ich weiß nicht wie ich ins Bad kommen soll. Das Zimmer schwankt und wabert vor sich hin, mein Körper reagiert nicht auf die Befehle, die ich ihm sende. Schweiß und Panik brechen aus. Ich werde nicht in die Hose machen, nicht DAS auch noch!


Ich konzentrieren mich hartnäckig und aktiviere alles was geht an Energie. Während ich das eine verkrampfe, versuche ich das andere zu entkrampfen. Zum Glück besitze ich das Esel-Gen: Ich bin stur und unnachgiebig und grau werde ich ja auch schon…


Es gelingt mir, mich von der Couch auf den Boden zu rollen. Selbst diese - doch recht unspektakuläre Handlung - kommt mir vor, wie das Zusammentreiben einer Tierherde. Ich spüre, wie die verbleibende Frist verrinnt. Keine Zeit für Selbstmitleid. Entweder bekomme ich mich in die Gänge, oder es passiert.


Heulend krieche ich, eskortiert von den Katzen, über den Boden. Die eine setzt sich erwartungsvoll vor die Badezimmertür. Sie wartet auf mich, wie das Publikum an einem Marathonziel. Die andere bleibt an meiner Seite. Jedes mal, wenn ich nicht mehr weiter kann und auf dem Boden liegen bleibe, streicht sie um mich herum und drückt ihr Köpfchen an mich.


Angespornt von dieser plüschigen Unterstützung mache ich weiter. Zitternd und voller Schmerzen, aber ich schaffe es. Es ist ein Kampf gegen Schwäche und dringlicheKörperfunktionen. Ein Kampf, den ich für den Moment gerade so gewinne, doch es war auch schon anders.


Diese Krankheit ist schrecklich und erniedrigend, ein richtiger Scheiß.

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